Rheinischer Kartoffelsalat mit Meerrettich und Joghurt
Der Meerrettich an sich verwirrt mich. Zunächst mal verunsichert mich diese Anhäufung von doppelten Buchstaben. Dann schockt mich der polnische Gemüsehändler mit der Aussage, jetzt sei gar keine Saison für Meerrettich. Keine Saison? Was soll das bitte heißen? Immerhin steht es doch so im Fahrplan für "Saisonal schmeckt's besser!"... An jedem letzten Donnerstag des Monats serviert eine große Gruppe von Bloggern ausgewählte Saisongemüse. Und bei der internationalen Konferenz der Saisonblogger habe ich mich doch gleich erhoben und laut gerufen: Alles klar! Ich mache was mit Meerrettich! - Es ist also vollkommen ausgeschlossen, dass ich jetzt keinen Meerrettich finde!
Schließlich werfe ich abends noch einen letzten verzweifelten Blick in den Supermarkt, kurz bevor es Zeit wird, sich endlich ans Kochen zu begeben. Und da, tatsächlich! Kleine Hindernisse gibt es auch hier, die Gemüseabteilung wurde mal wieder umsortiert. Aber wenn man geduldig alles durchkämmt, dann finden sich ein paar Stücke in den offenen Kühltheken, - jippieh!
Zur Sicherheit lese ich nach. Wikipedia sagt, die Ernte kann von Oktober bis zum Frühjahr erfolgen. Außerdem gilt Meerrettich als gut zu lagern. Mein Meerrettich für diesen Beitrag war ausnahmsweise nicht regional, sondern kam aus Österreich. Ehrlich gesagt, habe ich noch nie gehört, dass Meerrettich in meiner Region professionell angebaut wird.
Dafür haben wir hier, in der Ville, super Kartoffeln. Was liegt also näher, als den österreichischen Gastarbeiter mit einer Kartoffel aus Bachem zu vermählen? Zu einem echten rheinischen Kartoffelsalat? - Es ist ja so, dass ich bei Kartoffelsalat schon kulturell offen bin. Schwäbischer Kartoffelsalat ist lecker, Pfälzer Kartoffelsalat, Nordischer Kartoffelsalat... Am liebsten würde ich jeden Tag einen anderen Salat aus der ollen Knolle zaubern. Und in aller Regel mache ich genau das und esse verschiedene Kartoffelsalate im steten Wechsel. Doch im Winter darf es dann auch mal die richtige rheinische Variante sein, mit frischer Mayonnaise.
Der rheinische Kartoffelsalat ist tatsächlich die Krönung. Als ich ein Kind war, gab es praktisch kein Familienfest ohne eine große Schüssel mit Kartoffelscheiben in frischer, gelber Mayonnaise. Für mich hat diese Variante auch bis heute nichts mit schnödem Beilagensalat zu tun. Mit Liebe hergestellter Rheinischer Kartoffelsalat bleibt für mich immer ein Festessen. Da trifft es sich auch ganz gut, dass selbst bei uns, im bekloppten Rheinland, nicht jeden Tag ein Feiertag stattfindet. Denn so ein Salat mit selbstgemachter Mayo ist schon ein inhaltliches Schwergewicht!
Damit die scharfe Österreichische Wurzel es etwas leichter hat, bereite ich eine Variante mit einem kleinen Anteil Joghurt. Der Fettgehalt der Sauce reduziert sich so ganz gewaltig. Die Frische des Joghurts unterstützt aber auch die Schärfe ein wenig und man fällt nach dem Verzehr nicht gleich ins Koma.
Zu meinem Meerrettich-Kartoffelsalat habe ich ein Stück Skrei gegessen, nur in Mehl gewendet und mit ein paar Knoblauchscheiben und einem Zitronenscheibchen in Butter und Olivenöl gebraten und mit Maldon Salz gewürzt. Ausgesprochen gut passt dazu aber auch ein saftiges Steak. Das ganze Essen duftet wunderbar nach Meerrettich, wenn man vor dem Servieren noch etwas über den gesamten Teller raspelt. - Na ja, ist wohl doch eher ein Festessen, selbst wenn Joghurt drin ist. (Das Rezept steht ganz unten, am Ende des Beitrags.)
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Rezept: Meerrettich-Kartoffelsalat
für 2 Personen:
600 g Kartoffeln
Salz
für die Sauce:
1 Eigelb
1 TL Senf
Salz
Zucker
75 ml neutrales Öl
1 EL Weißweinessig
1 Spritzer Zitronensaft
2 EL Joghurt
1 daumengroßes Stück Meerrettich
Die Kartoffeln waschen und mit kaltem Salzwasser zum Kochen bringen. Bei schwacher Hitze mit aufgelegtem Deckel gar kochen, abschütten, etwas abkühlen lassen und schälen. Abgedeckt auf Zimmertemperatur abkühlen lassen.
Für die Sauce eine Mayonnaise herstellen: Bei der Verwendung des rohen Eigelbs hygienisch arbeiten und aufpassen, dass die Außenseite der Schale nicht mit dem Eigelb in Kontakt kommt. Das Eigelb in eine Schüssel geben und mit Hilfe eines Schneebesens mit Senf, einer kräftigen Prise Salz und etwas Zucker gründlich verrühren. Das Öl zunächst tropfenweise und dann in einem dünnen Strahl gründlich unterrühren, bis eine feste Mayonnaise entsteht. Das wird nach ungefähr einer Minute bereits der Fall sein. Sollte die Mayonnaise ausnahmsweise nicht binden, ist es in diesem Fall wirklich nicht schlimm weil sie für den Kartoffelsalat auch als flüssige Sauce zu gebrauchen ist! Die Mayonnaise mit Essig und Zitronensaft würzen und mit dem Joghurt cremig rühren. Den Meerrettich in die Sauce rühren. Falls die Kartoffeln noch nicht abgekühlt sind, die Sauce bis zur weiteren Verwendung abgedeckt im Kühlschrank verwahren. Die abgekühlten Kartoffeln in dünne Scheiben schneiden und mit der Sauce vermischen. Falls die Menge der Sauce nicht reicht, kann mit Öl oder Joghurt verlängert werden. Nochmals abschmecken und dann servieren. Gut durchgezogen schmeckt der Meerrettich-Kartoffelsalat am besten. Man sollte jedoch berücksichtigen, dass rohes Eigelb darin enthalten ist.
13 Kommentare:
Liebe Natalie,
jetzt lacht mich dein Kartoffelsalat dermaßen an, dass ich direkt in den Bildschirm springen und eine Gabel davon probieren könnte. Mit der selbstgemachten leichten Majonnaise und dem Meerrettich klingt das alles perfekt für mich.
Liebe Grüße
Sigrid
Zusammen mit dem Fisch, hast du da ein herrlich leckeres Wintergericht kombiniert ♥
Liebe Nata,
schick deinen Gemüsehändler zur Weiterbildung. Klar hat Meerrettich, wie alle Wurzelgemüse jetzt Saison. :-) Nur leider wird er tatsächlich selten frisch verkauft. Ob er in deutschen Landen häufig angebaut wird, kann ich nicht sagen, aber es ist gut möglich, dass er bei dir wild wächst. Ist nicht zu übersehen. Ich verwende beim wilden aber meist nur die jungen Blätter und einen Teil der Blüten, um die geringe Pflanzendichte nicht auszudünnen.
Bei mir wächst Meerettich sogar im Garten, ist wie Unkraut ... Inzwischen haben wir den eingedämmt. Und in meinem Lieblingssupermarkt gibt es den immer frisch zu kaufen, und das in der norddeutschen Provinz, nimm das Frechen!
Vielen Dank, liebe Sigrid! Wenn Du Meerrettich magst, dann wirst Du diesen Salat lieben!
Das ist nett, vielen Dank, liebe Janke!
Seit dem Foodcamp Franken weiß ich, dass Meerrettich in Franken angebaut wird. Aber viel interessanter, liebe Peggy finde ich tatsächlich die Sache mit dem Wildwuchs. Bei dem Bild auf Wikipedia dachte ich nämlich schon, dass man diese Pflanze drußen manchmal sieht. Damit lag ich wohl nicht ganz falsch, wie es scheint.
Auch das sind gute Nachrichten, liebe Ulrike! Dann werde ich mal versuchen, welchen hintem Haus zu ziehen. Das müsste ja auch irgendwie möglich sein. Und, was meine Heimatstadt angeht, so gerne ich sie habe. Aber hier gibt es keine große Nachfrage nach Grünzeug, fürchte ich.
Ich habe seit Ewigkeiten kein Kartoffelsalat gegessen. Nachdem ich dein Rezept gelesen habe wird es Zeit das zu ändern.
LG, Diana
Was, echt? Liebe Diana, das mussst Du dringend ändern! Kartoffelsalat ist ja nicht nur umwerfend lecker, sondern auch noch ungemein praktisch.
Ich liebe Meerrettich und für neue Kartoffelsalatrezepte bin ich sowieso immer zu haben. Das mach ich Dienstag sofort nach, da ist noch eine Lücke in meinem Kochplan 😀.
Ich hab jetzt übrigens einen mächtigen Kartoffelsalatjieper!
Wenn ich so darüber nachdenke, kiege ich auch wieder Hunger auf Kartoffelsalat, liebe Steph...
Ich hab auch ewig keinen Kartoffelsalat gemacht - was für eine schöne Inspiration! Danke :)
Liebe Grüße
Alena
Meerrettich ist einfach ne Wucht! In Kombination mit Kartoffelschlaat hab ich ihn noch nie probiert, aber das passt bestimmt super! Und Skrei finde ich auch ganz fantastisch, vor allem so maturbelassen.
LG Maja
Bei deinem Kartoffelsalat mache ich auch gerne eine Ausnahme zwecks der anmachweise. So als Schwabe, du verstehst :D
LG, Ines
Liebe Alena, es ist nie zu spät für den nächsten Kartoffelsalat!
Liebe Maja, vielen Dank! Ich bin sicher, Du wirst begeistert sein.
Liebe Ines, ich weiß, dass Salate mit Mayo in Süddeutschland nicht so wahnsinnig beliebt sind. Aber so ganz schlecht sind sie einfach nicht, muss ich als Rheinländerin mal sagen.
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