Dienstag, 30. Januar 2018

Der diensteifrige Dinkel

Schnelles Frühstücksbrot mit Dinkelvollkornmehl und Walnüssen


Dinkelvollkorn-Nuss-Brot | pastasciutta

Schnell was zusammenrühren ist eigentlich kein Rezept. Und richtig gutes Brot geht auch anders. Es sollte viel länger gehen und eine schöne Kruste haben. Überhaupt ist man ja gewohnt, dass selber Backen richtig viel Arbeit machen muss. Aber, mal ganz ehrlich, manchmal hat man einfach Hunger. Und ich bin lieber vorbereitet, wenn mein Hunger mich morgens aus dem Bett treibt. Abends noch feststellen, dass kein Brot mehr im Haus ist, verdirbt mir die Laune und sorgt für schlechte Träume. Wie schnell hat man im Schlaf so ein kleines Kopfkissen verspeist. - Wer will das schon?

Nun war ich kürzlich mit einigen Experimenten rund um unkomplizierte, leckere Brote beschäftigt und staunte mal wieder über Dinkelvollkornmehl und seine Vorzüge. Zu sagenhafter Popularität war dieses Mehl, meiner Erinnerung nach, in den 90er Jahren durch die Vollwertkost gekommen. Vollkorngebäck aus Dinkel schmeckte etwas weniger vollwertig als Vollkornweizen. Auf der Zunge wirkte es nicht ganz so schwer und trocken. Außerdem taten sich viele Menschen leichter damit, Dinkel zu verdauen, ganz im Gegensatz zum Vollkornweizen. Meine Bekanntschaft zu beiden Sorten war damals eher leidenschaftslos, was sich erst änderte, als ich etwas später anfing, regelmäßig mit Dinkelvollkornmehl zu backen. Die gefällige Mehlsorte war endlich in allen Supermärkten angekommen und eine Marke hatte ein einfaches Brotrezept auf die Tüten gedruckt. Das Rezept ging wirklich schnell in meine Küchenroutine über, weil man damit quasi blitzartig ein leckeres, frisches Brot aus dem Ofen ziehen konnte. Die hohe Frequenz führte zwar auf Dauer zu einer leichten Dinkelüberfütterung, aber inzwischen bin ich wieder ein großer Fan.

Ganz neuen Schwung erhält meine Freundschaft zum Dinkelvollkornmehl jetzt durch ein appetitliches Frühstücksbrot: Das Dinkel-Nuss-Brot lässt sich wirklich ganz schnell zusammenrühren, muss nicht geknetet werden und verbreitet ruckzuck einen herrlichen Duft. Wenn also unerwartet abends der Brotkasten geleert ist, bleibt immer noch die Hoffnung auf ein leckeres Frühstück.



Das schnelle Frühstücksbrot | pastasciutta.de


Dinkelvollkorn-Nuss-Brot

Schnelles Frühstücksbrot

Zutaten:

für 1 Kastenform, 25 cm

100 g Walnusskerne1 TL Salz
50 g Haferkleie*
350 g Dinkelvollkornmehl
1 Pck. Trockenhefe
ca. 400 ml lauwarmes Wasser

Backpapier für die Form
Die Kastenform mit Backpapier auskleiden
Den Backofen auf 180°C vorheizen. Sobald der Ofen richtig heiß ist, eine flache, feuerfeste Schale mit Wasser auf den Boden des Ofens setzen, z.B. ein kleines Backblech.

Die Walnusskerne im Blitzhacker fein mahlen. Alle trockenen Zutaten in einer Rührschüssel mit einannder vermischen. Das Wasser nach und nach unterrühren, bis ein feuchter Brotteig entstanden ist und keine Mehlnester mehr übrig sind.

Den Teig in die vorbereitete Backform füllen und 1 Stunde backen. Nach dem Backen sofort vorsichtig aus der Form lösen und auf einem Gitter abkühlen lassen.

*statt Haferkleie tun es auch Haferflocken. - Einfach im Blitzhacker zu Mehl mahlen.

Donnerstag, 18. Januar 2018

Sprütchen im Tütchen

Gemüse versteckt - Geschmack gerettet


Heute machen wir den Kindern mal eine Freude, es gibt Rosenkohl! Nein, alles Quatsch! Hier essen ja gar keine Kinder mit. Bei Rosenkohl wäre das auch sehr unwahrscheinlich. Seit meinem ersten Blog-Post über das Halunkengemüse hat sich mein Eindruck nicht sonderlich geändert. Rosenkohl ist noch immer so eine Sache, die geliebt und gehasst wird. - Meistens aber eher gehasst. 

Mein ganz persönliches Verhältnis zu den kleinen Kohlsprossen hat sich auch nicht so doll verändert. Ganz große Rosenkohlliebe noch immer! Und noch immer eine ganz klare Neigung zu sehr einfachen Zubereitungsarten. Kurz und knackig gekocht oder weich geschmort in Butter mit Kümmel oder Cumin, geht beides.

Nun rufen die vereinigten Foodblogger-Event-Mädels aber nach Saisongemüse, das ich genau heute präsentieren soll, obwohl ich echt wenig Zeit habe. Was könnte in diesem Fall näher liegen, als sich gegen den superpraktischen Wirsing und für die fummeligen Sprütchen zu entscheiden? Siehste! Da ich keine Wahl habe und nicht lange in der Gegend rumfahren kann, muss ich so ein 750 g-Netz mitnehmen, das ein bisschen verschleiert, wie ramponiert die kleinen Kugeln schon aussehen. Und dann stehste eben ein bisschen länger in der Küche, um die angegrauten Blättchen wegzuschneiden. 

Weil das alles so fürchterlich lange dauert, mache ich etwas ganz Flottes: Sprütchen im Tütchen! Einfach nur Rosenkohl mit Kartoffeln und Speck im Nudelteig, - ganz easy!  



Jetzt geht's los. Na gut, ein bisschen mehr Arbeit war es dann doch... Aber es schmeckt wirklich großartig. Wer darauf spekuliert, einen eingefleischten Rosenkohlhasser mit den Sprütchen-Tütchen zu täuschen, dem sei gesagt, dass er sich vermutlich Ärger einhandeln wird. Man kann zwar den Rosenkohl in einem Nudeltäschchen verstecken, aber nicht den Geschmack. Also schön brav sein und niemanden mit dem hübsch verpackten Gemüse reinlegen!

Es gibt aber auch sehr gute Dinge, die man über Spütchen im Tütchen sagen kann. Natürlich schmecken die kleinen Täschchen ganz wunderbar. Wer Rosenkohl liebt, wird also auch die Sprütchentütchen lieben. Und das Tolle daran ist, das Rezept kommt beinahe ohne Mengenangaben aus!

Sprütchen im Tütchen / Rosenkohl in der Nudeltasche

Rezept

Für den Nudelteig:
150 g Mehl
50 g Instantmehl
2 Eier
1 Eigelb
1 Prise Salz
1 TL Olivenöl

Für die Füllung:
1 Portion Kartoffelpüree
1 Portion durchwachsener Speck
1 Portion Rosenkohl
Pfeffer
Salz
Schmand

Für das Kartoffelpüree:
mehligkochende Kartoffeln
Salz
Milch
Butter
Schmand
Muskat

Für den Rosenkohl:
Rosenkohl
Salz
Butter
Kümmel

Außerdem:
etwas Eigelb zum Bestreichen
Butter zum Braten

Der Nudelteig

Zunächst den Nudelteig vorbereiten. Mehl, Instantmehl, Salz, Olivenöl und Ei/Eigelb mit einander verkneten. Falls nötig, weiteres Eigelb hinzufügen, bis ein weicher Nudelteig entsteht. Den Teig in Klarsichtfolie einwickeln und mindestens 30 Minuten in den Kühlschrank legen.

Die Füllung

Den Speck in leicht gesalzenem Wasser sanft köcheln, bis er weich ist. In kleine Stücke schneiden und abkühlen lassen. Im Blender sehr fein zerkleinern. - Alternativ den gekochten Speck einfach in sehr feine Stücke schneiden.

Den Rosenkohl in Salzwasser bissfest kochen. Abschütten und mit Butter, Salz und gemörsertem Kümmel weich schmoren.

Die Kartoffeln waschen, schälen und in Stücke schneiden. Die Stücke in Salzwasser kochen. Das Wasser abgießen, sobald die Kartoffeln weich sind. Mit Milch, Butter, Salz, Schmand und Muskat stampfen und cremig rühren.

Den Rosenkohl kurz zu dem Speck in den Blender geben oder einfach mit einer Gabel zerdrücken. Mit dem Kartoffelpüree mischen. Es sollte eine geschmeidige Masse entstehen. Mit Salz und Pfeffer abschmecken und eventuell mit Schmand cremig rühren.

Die Täschchen

Den Nudelteig durch die Nudelwalze lassen oder sehr dünn ausrollen. Mit zwei Teelöffeln oder einem Spritzbeutel kleine Häufchen auf die Nudelbahn setzen. Etwas Eigelb mit Wasser verquirlen und die Nudelbahn großzügig damit einstreichen. Den Teig wie einen Briefumschlag um die Füllung falten und die Zwischenräume festdrücken. Die Füllung ein bisschen flachdrücken und die Nudeltaschen ausschneiden.

In Salzwasser kurz gar ziehen lassen und danach in Butter braten.


Guten Appetit!

Noch mehr schöne Saisonrezepte gibt es ab sofort bei den Kolleginnen:


Saisonal schmeckt’s besser! – Der Foodblogger Saisonkalender

Sonntag, 14. Januar 2018

Das Gemüse aus Knollendorf

Allen Lesern wünsche ich ein glückliches und frohes 2018!

 Knollen auf dem Teller | pastasciutta.de


(Werbung, unbeauftragt) Mal wieder ist es ein Kochtopf-Event, das diesen Blog aus dem Winterschlaf weckt. - Vielen Dank, liebe Zorra! 😊 Das Jahr hat mit ungewohnt hohem Tempo angefangen und die Deadline zu einem Blog-Event ist eine gute Anregung, um bei all dem Kram, um den man sich sonst so kümmern muss, das Bloggen nicht ganz zu vergessen.

In diesem Fall ist es auch noch so, dass ich wirklich ein ganz besonderes Gemüse ausgegraben habe. Und ich weise ganz ausdrücklich darauf hin, dass das mit dem Ausgraben nicht wörtlich zu nehmen ist! Zur Erklärung springen wir einfach mal ein paar Wochen zurück. Da hatte ich meine erste leibhaftige Begegnung mit der Zuckerrübe. Wie auch die anderen Blogger, die an diesem Abend in Bad Godesberg anwesend waren, war ich schlicht aus dem Häuschen, weil ich endlich eine richtige Zuckerrübe probieren konnte! Das wollte ich schon lange, aber das ist eben nicht so einfach, weil man Zuckerrüben nicht im Geschäft kaufen kann.

Die Rübe wurde roh serviert und wir überlegten natürlich, was sonst noch alles damit möglich wäre. Was im rohen Zustand so lecker schmeckt, das müsste sich doch auch wunderbar zubereiten lassen...!?

Warum gibt es keine Rezepte für Zuckerrüben?

Wie schon damals erzählt, gehört die Knolle, wie sie hier heißt, im Umland von Köln und im Vorgebirge zur Landschaft und zur Kultur. Wer hier lebt, der ist an den Anblick von riesigen Knollentürmen am Straßenrand gewöhnt wie an die Rübentrecker, die den ganzen Herbst, bis in den Winter hinein, vollbeladen zur Zuckerfabrik fahren. Nicht ohne Grund spielen die Geschichten des Kölner Hänneschen Theaters in Knollendorf. - Knollendorf, das ist für die Kölner die Welt außerhalb der Stadtmauern, also draußen auf dem Land, wo die Knollebuure leben. Die Knolle, die in unserem rheinischen Lehmboden so fabelhaft wächst und die so voller Nährstoffe steckt, ist ein Symbol für meine Heimat, ungefähr so wie die Klütte.

Schon bei dem Rübenkrautabend haben wir kurz überlegt, warum es eigentlich keine Rezepte für die Zuckerrübe gibt. Und warum gibt es Zuckerrüben nicht im Geschäft zu kaufen? Eigentlich hatte ich vor, da mal ganz tief in die Recherche einzusteigen, höhö. Aber tatsächlich ist die Sache schnell erklärt.

Die Zuckerrübe entstand als Züchtung aus der Runkelrübe. Mitte des 18. Jahrhunderts interessierte sich der Berliner Chemiker Alexander Sigismund Marggraf für den Zuckergehalt der Runkelrübe. Sein Schüler Franz Carl Achard griff die Ergebnisse auf und experimentierte mit Runkelrüben, bis durch Selektion, also durch Züchtung, Rüben mit besonders hohem Zuckergehalt entstanden waren. Die Zuckerrübe war geboren! Dabei diente die ganze Arbeit mit den Zuckerrüben von Anfang an nur einer einzigen Bestimmung. Die Rüben sollten Grundlage für die Zuckerproduktion werden. Es liegt auf der Hand dass ein heimischer Rohstoff für das weiße Gold viele Vorteile versprach. Nicht mehr vom überseeischen Zuckerrohr abhängig zu sein, würde generell eine Verbesserung bedeuten. Aber auch eine Schwächung des Sklavenhandels sahen manche Befürworter des Rübenzuckers in der Entwicklung. Als schließlich Napoleon mit seiner Kontinentalsperre 1807 den Welthandel unnötig kompliziert machte, konnte man sich glücklich schätzen, wenigstens die Mittel und das Know-how für europäischen Zucker am Start zu haben.

Was heißt das also für unseren Appetit auf Rezepte? 

Als Erfindung der sehr späten Neuzeit kann die Zuckerrübe nicht als alte Bekannte gelten. Während Rüben aller Art sicherlich schon immer gegessen wurden, ist diese spezielle Knolle doch als eher neu anzusehen. Sie ist sozusagen die Arbeiterin unter den Gemüsen, geht direkt vom Feld in die Fabrik. Da sie nie für den Hausgarten oder den Gemüseladen gezüchtet wurde, fand die Zuckerrübe auch nie den Weg auf den bürgerlichen Speiseteller.

Doch aus kulinarischer Sicht kann man diese Geschichte durchaus bedauern, wie ich jetzt feststellen durfte! Die Zuckerrübe ist wirklich eine Sensation. Ende vergangenen Jahres durfte ich in der Grafschafter Krautfabrik eine Zuckerrübe mitnehmen, um sie zu Hause zuzubereiten. Ich war begeistert und bin es noch immer! Da ich keine Vorstellung hatte, was mich erwartet, entschied ich mich, die Rübe so einfach wie möglich zuzubereiten. Und zwar so:

Zuckerrübensalat | pastasciutta.de


Ganz ähnlich wie in der Krautfabrik macht auch bei der heimischen Zubereitung der äußere Dreck die meiste Arbeit an so einer Rübe. Obwohl meine Rübe schon grob vorgereinigt war, musste ich sie noch käftig bearbeiten, um den ganzen Lehm, der daran klebte, loszuwerden. Die gewaschene Zuckerrübe habe ich grob geschält und Vertiefungen rausgeschnitten. Einen harten Kern konnte ich nicht feststellen, obwohl er eigentlich drin sein sollte. In möglichst großen Stücken habe ich die Rübe in Salzwasser gekocht bis sie etwa so weich ist wie gekochte Rote Bete. Dabei duftet die Küche nach Karamell und das Kochwasser färbt sich golden. Die gekochte Rübe schmeckt pur ganz ähnlich wie Rote Bete, allerdings ohne jeden erdigen Unterton und deutlich süßer. Mit anderen Worten, das Zeug ist eine Wucht! Lauwarm habe ich die Rübe in Stücke geschnitten und mit Salz, Weinessig und Olivenöl mariniert. Wie bei Rote Bete braucht man reichlich davon, denn auch die Zuckerrübe ist sehr durstig! Rote Zwiebeln machen sich als frischer Kontrast ganz gut dazu und dämpfen die Süße ein bisschen.

Vielen herzlichen Dank an Zorra von 1xUMRÜHREN BITTE aka kochtopf.me für dieses, wie immer, ausgesprochen wunderbare Event! Und ganz besonders herzlichen Dank an Eva von evchenkocht.de. Es war mir eine Freude!


Blog-Event CXXXVII - Zurück zu den Wurzeln (Einsendeschluss 15. Januar 2018)

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