Sonntag, 9. November 2014

Wurstparadies und Küchenspielplatz

Abenberg und Nürnberg, Foodcamp Franken, Teil 2


Der nächste Tag sollte mein Leben für immer verändern. Nicht deshalb, weil ich ordentlichen Metzgern beim Zerlegen eines Schweins zusehen durfte. Viel mehr beeindruckte mich wieder einmal das simple Prinzip, nach dem jedes gute Produkt entsteht: Man muss halt nur gute Sachen rein tun. Und bei Martin Seefried in Abenberg geht kompromisslos das allerbeste Zeug in die Wurst. 

Aus diesem Grund war auch gar nicht so sehr die Vorführung der Handwerkskunst das, was mir einen Qualitätsschock versetzte, sondern schlicht die Verkostung, direkt aus der Theke. Die Leberwurst von Martin Seefried ist wahrscheinlich die beste, die ich je gegessen habe. Der Rote  Presssack, die verschiedenen Mettwürste, das Pastrami… all das wäre allein schon die Reise nach Franken wert. Die Bratwürste, die wir selber mit Martin Seefried produzieren durften, verschlangen wir, frisch vom Grill, mit leckerem Sauerkraut und fränkischem Meerrettich.


Am Abend übernahmen wir kurzerhand die Kochschule MobileKochkunst, die sich direkt vis-à-vis vom Essigbrätlein und nur wenige Schritte von unserem Hotel entfernt befindet. Viele Foodcamper hatten bereits im Vorfeld einen Plan gefasst, was sie in Nürnberg kochen wollten. Und so legten die Ambitioniertesten unter uns gleich los und werkelten wie die Wilden. Curry-Cremesüppchen, Presssack-Rote-Bete-Tatar mit Buttermayonnaise (!), Schweineherz mit Kürbisgnocchi, Leberkäse mit Kartoffelsalat, Treber-Crumble… Dazu stellte Christian Stahl seine fränkischen Weine vor, was mir leider nichts nutzte, weil ich an diesem Abend ein kleines Leistungstief hatte und keinen Alkohol trank. So verabschiedete ich mich zeitig und ging schlafen. Am nächsten morgen sollte es wahnsinnig früh (!) und ausdrücklich ohne Frühstück (!) losgehen. Unser Reiseleiter hatte es mehrfach betont... (weiter mit einem sehr frühen Start in TEIL 3)

Bei anderen Metzgern hat ja oft nur die Wurst ein Gesicht.

Schwäbisch-Hällisches Landschwein, fachgerecht zerlegt.





Frische Bratwurst vom Grill: Fränkisch, mit Sauerkraut und Mojito.

Erster Kochabend




Tatar von Preßsack und Rote Bete mit (!) Buttermayonnaise

Fleischkäse mit Kartoffelsalat

Schweineherz mit Kürbisgnocchi

Alle Links zum Foodcamp Franken 2014

Foodcamp Franken 2014 fand vom 16. - 19. Oktober 2014 mit Basis in Nürnberg statt. Die Reise wurde organisiert von Florian BaileyTorsten Goffin, Anja Reinhardt und Claudia Hinnerkopf (beide Bayern Tourismus Marketing GmbH). Allen, die diese Reise möglich gemacht haben, danke ich auf Knien. - Nicht nur, weil die Kosten dieser Reise von Bayern Tourismus Marketing übernommen wurden. So viel Liebe und Herzblut wie in dieser perfekt organisierten Veranstaltung steckt, kann man sowieso nicht in Zahlen ausdrücken. Darüber hinaus danke ich den fleißigen und ehrlichen Handwerkern, die uns ihre Stuben, die Wurstküche, die Backstube, ihre Keller und ihre Weinberge geöffnet haben, und die uns am Samstag in Nürnberg besuchten!

Sonntag, 2. November 2014

Expedition ins Frankenland - Teil 1

Es gibt ja so Reiseziele, da stimmt einfach alles. Wunderschöne Landschaft, herzensgute Menschen, tolles Essen. Niemand würde etwas anderes erwarten, wenn er zum Beispiel in die Toskana führe. Doch Franken? Ganz ehrlich, bisher hatte ich das einfach nicht auf meinem Plan. In Franken reden sie doch so komisch. Und die Franken gehören auch nicht zu den Stämmen, die ständig alle mit ihrer Begeisterung über die eigene Existenz belästigen. Eher im Gegenteil, es sind immer die Franken selbst, die auf ihre wenig extrovertierten Umgangsformen hinweisen. A weng sperrig nennen sie das. In einem anderen Zusammenhang habe ich diesen Ausdruck noch nie gehört. Auf diese Art halten die Einheimischen quasi geheim, wie schön es in der Region um Nürnberg ist.

Aber irgendwann musste das ja vorbei sein. Spätestens seit dem Foodcamp Franken 2014 ist da nix mehr zu machen. Franken ist top, und jetzt wird es sich überall herum sprechen. Foodblogger aus ganz Deutschland und aus England haben die Region entdeckt und ich durfte an der atemberaubenden Tour teilnehmen.

Nürnberger Bratwürste, Bratwursthäusle
Nürnberger Rostbratwürstchen, auf Buchenfeuer gegrillt.
Mit einer Kleinstgruppe, bestehend aus Jörg und Torsten, kam ich am Donnerstag, pünktlich zur Mittagszeit, in Nürnberg an. Wir checkten in das nagelneue Sorat Hotel Saxx am Hauptmarkt ein. Wir wurden freundlich begrüßt und beschenkt, mit Lebkuchen, Spielzeug und Bier, was man halt so braucht. Nur wenige Schritte vom Hotel entfernt warteten schon die bereits eingetroffenen Foodcamper bei feinstem Sommerwetter, unter lauschigen Bäumen auf der Terrasse des Bratwursthäusle. Dort kamen zunächst einzeln und dann auch in ernst zu nehmenden Mengen herrliche Nürnberger Bratwürste an, über Buchenfeuer gegrillt, als blaue Zipfel, in würzigem Sud gar gezogen und in der geräucherten Variante. Dazu gab es Kartoffelsalat, mit Fleischbrühe angemacht, Sauerkraut, fränkischen Meerrettich und Brezeln, alles sehr schmackhaft und appetitlich. Mit Nürnberger Rostbratwürsten, wie sie außerhalb von Nürnberg serviert werden, hat das nur wenig zu tun.

Werner Behringer, Bratwursthäusle
Werner Behringer, Chef vom Bratwursthäusle, empfiehlt Bratwürstchen.


Bratwursthäusle im  Oktober 2014


Mit dem Bus, der uns während des gesamten Foodcamps etwa 436km durch Franken fahren sollte, ging es nach Schnaid zu Andreas Gänstaller. Andreas braut handwerkliches Bier in einem alten Brauhaus, mit Kühlschiff unterm Dach. Der ganze Vorgang des Brauens, der normalerweise für Zuschauer nicht sehr unterhaltsam ist, wird dadurch höchst spektakulär. Andreas ließ vor unseren Augen die heiße Würze auf den Hopfen in das riesige Becken fließen. Danach gab es in seiner improvisierten Probierstube drei abgefahrene untergärige Biere zu probieren, ein sehr köstliches Zwickel, ein bombastisch-fruchtiges Doppelbock-Weizen und ein pfeffriges Baltic Porter. Alle Biere bewegten sich auf einer Qualitätsstufe, auf der ich nicht mehr gerne unterscheide, jedes für sich war eine Sensation.

Brauerei von Andreas Gänstaller, Schnaid


Weinexperte wartet auf die Würze

Die heiße Würze fließt in das Kühlschiff


Wellness mit heißen Hopfendämpfen

Die nächste Sensation wartete auf uns in der Nürnberger Altstadt, wo wir am Abend im Essigbrätlein angemeldet waren. Sein Ruf eilt diesem 2-Sternetempel zwar voraus, doch mir war nicht klar, wie großartig dieser Abend werden würde. Das gemütliche Altstadthaus empfing uns mit einladend warmer Atmosphäre, die wir sogleich mit Leben füllten. Das freundliche und sympathische Team bewirtete uns mit einem Feuerwerk aus Gemüse und anderen Pflanzen, Fisch, Täubchen und Schokolade. Wer hätte gedacht, dass „Brotcreme“ sowas Tolles ist? Oder fermentierte Erbsen? Dass ich wirklich Eberesche gegessen habe? Dass Täubchen auch saftig und lecker sein kann? Und dass man sich in einem Sternerestaurant hinterher noch gierig Schokolade mit Nüssen, Kräutern oder Himbeeren in den Mund stopft? Nicht, weil man nicht satt geworden wäre, sondern einfach deshalb, weil es so schön war und bitte nicht aufhören soll. Die ganze Zeit begleiteten passende Weine jeden einzelnen Happen und ich bedauerte sehr, dass meine Aufnahmekapazität für Alkohol eigentlich schon nach den ersten beiden Gläsern erschöpft war. Was mich aber nicht davor bewahrte, nach dem Essen noch in ein Taxi zu steigen und mir irgendwo in einer Bar einen Eimer voll Negroni servieren zu lassen. - Nürnberg, Du bist großartig!

Nun folgt ein ganz kleiner Blick durch die trübe Linse auf eine Sache, die sowieso viel zu groß war, um sie auf Bildern festzuhalten. Insgesamt hatten wir sieben Gänge plus einiger Appetithappen, plus Brot und Bohnenbutter, plus Schokolade und mit passender Weinbegleitung. 

Essigbrätlein, Nürnberg
Dritter Gang: "Bohnen mit Zwiebel", - für viele von uns war es der Lieblingsgang des Abends.

Essigbrätlein, Nürnberg
5. Gang: "Karotten mit Kräutern", - und Eberesche.

Essigbrätlein, Nürnberg
Das Foodstyling zeigt Humor. Am Ende der "Blutspur" aus Brombeeren befindet sich ein butterzartes Täubchen.

Essigbrätlein, Nürnberg
Bitte, lass diesen Abend noch nicht vorbei sein, - das war sooo schön!

Das war Teil 1 meiner Expedition nach Franken. Mehr von dieser Reise erzähle ich bald an dieser Stelle!

Alle Links zum Foodcamp Franken 2014

Foodcamp Franken 2014 fand vom 16. - 19. Oktober 2014 mit Basis in Nürnberg statt. Die Reise wurde organisiert von Florian Bailey, Torsten Goffin, Anja Reinhardt und Claudia Hinnerkopf (beide Bayern Tourismus Marketing GmbH). Allen, die diese Reise möglich gemacht haben, danke ich auf Knien. - Nicht nur, weil die Kosten dieser Reise von Bayern Tourismus Marketing übernommen wurden. So viel Liebe und Herzblut wie in dieser perfekt organisierten Veranstaltung steckt, kann man sowieso nicht in Zahlen ausdrücken. Darüber hinaus danke ich den fleißigen und ehrlichen Handwerkern, die uns ihre Stuben, die Wurstküche, die Backstube, ihre Keller und ihre Weinberge geöffnet haben, und die uns am Samstag in Nürnberg besuchten!

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