Donnerstag, 19. Dezember 2013

Drei Wünsche im Schnee - Adventskalender im hundertachtziggrad° Blog



Berge, nichts als Berge. Wie bin ich nur hier hin gekommen? Überall sehe ich Berge und mir scheint, ich laufe sogar auf einem Berg herum. Der Weg führt steil bergauf und jeder Schritt ist anstrengend. Der Schnee knarzt unter meinen Sohlen und sonst hört man nichts. Höchstens noch mein Schnaufen und das leise Zischen des Bobs, den ich an einer Schnur hinter mir her ziehe. Ich stapfe immer weiter durch den Schnee.

Irgendwo hinter mir liegt ein Dorf. Es ist der 19. Dezember und es lässt sich erahnen, dass bald etwas passieren wird. Alles ist irgendwie in Vorbereitung, dort unten. 

Auch die schneebemützten riesigen Tannen habe ich längst hinter mir gelassen. Der Weg ist immer schlechter zu erkennen, je höher ich komme. Immer öfter sinke ich bis zu den Knien in den Schnee ein. Die Versuchung ist groß, sich einfach umzudrehen, eine 180°-Wendung zu machen, und sich in den Bob zu setzen. Der flache Plastikschlitten würde mich in wenigen Minuten zu einem warmen Kaminfeuer und einem Glas Rotwein bringen. Wie gesagt, die Versuchung ist groß. Aber ich brauche ja noch etwas für den Adventskalender, und so stapfe ich weiter, ziehe den Schlitten, sinke ein und rutsche auch mal ein Stück bergab, wenn ich nicht aufpasse.



Als ob die Luft nicht ohnehin schon so dünn wäre, raubt mir der Ausblick zusätzlich den Atem. Ein Amphitheater aus Gipfeln und Schnee erstrahlt im Sonnenlicht. Der Weg vor mir führt nur noch ein kurzes Stück geradeaus und macht dann eine Biegung nach rechts. Irgendwas bewegt sich, wo der Weg hinter dem Berg verschwindet. Als ich näher komme, stelle ich fest, dass dort jemand auf mich wartet. - So ein Glück!

Kennst Du mich? fragt der Typ. 

Äh, guten Tach auch. - Nee, müsste ich?

Ich bin doch der Olli! Aus Düsseldorf!

Ein Blick auf seinen 1.000 Euro-Skioverall hätte schon ein Hinweis sein können, stelle ich fest. Den hat er sicher auf der Kö gekauft, - haha. Und dann werde ich aufgeklärt. 

Ich bin ein Starkoch, weil ich immer im Fernsehen koche. Meine Sendung heißt, Der Koch am Klavier, weil ich da immer koche und Klavier spiele, verstehst du? Deswegen nennt man mich auch den pianierenden Koch, haha haha!

Ist nicht wahr, das denkst Du Dir doch aus. 

Nein, ich bin wirklich ein Starkoch. Und Du hast wahnsinniges Glück, weil Du mich hier triffst, denn wenn man einen Starkoch trifft, dann darf man sich etwas wünschen.

Scheint so, als hätte ich wirklich mal Glück gehabt. Denn da ist ja immer noch die Sache mit dem Adventskalender.

Ich muss für meine Freunde vom hundertachtziggrad° Blog unbedingt ein Adventskalendertürchen füllen. Kannst Du mir da helfen? 

Ha! Nichts leichter als das. Da muss ich nur mal kurz mein Zauberhandy zücken und SIMSALABIM kommt meine reizende Assistentin mit einem Kilo feinstem Kö'be-Rind.

Was? - Halt, Stopp! Ersma gar nix zücken! Erklär doch mal, WAS Du gerade herzaubern willst. - Kö'be-Rind?

Ja! Das ist eine Erfindung von mir. Die Rinder werden in Düsseldorf gezüchtet. Kobe kannst du gegen Kö'be glatt vergessen. Unsere Rinder werden nur mit Panko und Balsamicoreduktion gefüttert. Sie laufen im Sommer auf der Kö herum und im Winter werden sie mit Nerzmänteln warm gehalten. Kenner essen natürlich nur das Filet, eingewickelt in Blattgold. Den Rest werfen wir weg oder verkaufen ihn nach Köln.

Mir wird schlecht. Wer weiß, wie oft ich das schon gegessen habe, ohne es zu wissen. Während Olli von seiner reizenden Assistentin ein Klavier in den Schnee zaubern lässt, vergewissere ich mich, dass der Bob noch da ist und mache mich wieder auf den Weg. Olli schmettert einen alten Hit von Roland Kaiser, der mich regelrecht den Berg hinauf treibt.

Aber nun habe ich begriffen, wie die Sache funktioniert. Wo ein Starkoch ungefragt Wünsche erfüllt, dort findet sich wahrscheinlich noch ein zweiter. Und tatsächlich, kaum ist das letzte Santa-Maria-Echo verklungen, nehme ich vor mir auf dem Weg eine Gestalt wahr. Als ich ihr näher komme, beschleicht mich so eine Ahnung.

Den kenne ich doch! Aus dem Fernsehen!

Siggi muss man einfach kennen, denn der Berliner ist präsent auf allen Kanälen, öffentlich-rechtlich oder privat. Keiner kocht ohne Siggi. Niemand kann ihm entrinnen. Siggi grinst von Plakaten herab, lauert in Zeitschriften und springt Dich mit Pop-up Werbung aus dem Internet an. Immer dabei und auch jetzt, im Schnee, sehr leicht zu erkennen: die lederne Arzttasche, die so etwas wie sein Markenzeichen ist.

Ich hoffe sehr, dass ich hier mehr als nur einen Gesundheitstipp kriege, denn damit würzt Siggi bekanntlich am allerliebsten. Kaum hat er mich bemerkt, geht es auch schon los. 

Janz schön uffjerecht, weilde mich hier triffst, wa? Nu lass aber mal det Jeschnaufe!

Äh, guten Tag, schön, dass ich sie hier treffe.

Da haste aber Glück jehabt. Ich wollte gerade wieder abzischen, weil niemand kommt. Da machste hier 'ne Autogrammstunde ofen Berg und da kommt keena. Aber nu biste ja da. Wie viele willste denn ham?

Siggi-Starkoch öffnet die Arzttasche, die randvoll mit Autogrammkarten ist, alle fertig signiert. Einen Packen mit zirka 50 Stück hält er mir unter die Nase. 

Det haste Dir doch jewünscht, wa?

Meine Güte, das wird ja immer schlimmer! Ich kann doch nicht diese blöden Autogrammkarten in den Adventskalender stopfen. Zum Glück stehen wir an einer günstigen Stelle. Vor mir führt der Weg einige hundert Meter bergab. Ich springe mit Anlauf in meinen Bob und verschwinde.

Schon bald komme ich an ein rosafarbenes Häuschen und bin wieder ganz voller Hoffnung. Rosa! - Ich meine, gibt es eine schönere Farbe als Rosa? Das Häuschen sieht aus wie ein Cupcake, und das sollte mir eigentlich eine Warnung sein. Aber der Cupcake ist nicht nur rosa, sondern auch noch mit GLITZER überzogen, - also schöner geht es ja nun wirklich nicht! In der Tür steht eine Frau, der offensichtlich ein Bergadler auf den Kopf gemacht hat. Ach nein, als ich meinen Bob vor der Cupcakehütte parke, sehe ich, dass es sich wohl um eine Frisur handelt. Was die Prominenz dieser Dame angeht, muss ich leider passen. Ich habe sie noch nie gesehen. 

Haaaaaaaiiiii! Das ist aber liiiiieb vin diiiiiiiiiir, dass du vorbeikommst!

Meine Ohren müssen sehr unter dem Fahrtwind gelitten haben. Ich kriege dieses Klingeln gar nicht weg. Oder schreit da ein Baby?

Hallo, sind Sie eine Starköchin? Ich hätte da einen Wunsch für ein Adventskalendertürchen...

Ooooh, Duuuuu, das ist aber liiiiiiiiiiiieb! Ich bin Tiiiiiiiina und ich koche und backe in der "Show mit der Zaubermaus". Klar, kannst du dir bei mir was wünschen.

Jedes Mal, wenn die Zaubermaus spricht, scheint im Hintergrund eine Lawine abzugehen. 

Ja gut, welcher Wunsch geht denn besonders fix? Es wird ja auch bald dunkel und ich muss noch mit dem Schlitten bis nach Köln fahren.

Die Zaubermaus überlegt nicht lange und pflückt einen glitzernden Brocken von ihrem Cupcakedach ab, der sich bei näherer Betrachtung als ein perfekter, kleiner rosa Glitzer-Cupkake herausstellt. WHAHAU! Das ist ja genau richtig für mein Adventskalendertürchen! Ich bin ehrlich begeistert! Sowas Tolles hat bestimmt keiner!

Ja, das habe ich wirklich super gemacht, meint die Zaubermaus. Eigentlich bin ich auch berühmt dafür, dass ich so super bin. 
Aber weißt Du, was das beste ist: Ich backe meine Cupcakes alle ohne Butter und ohne Zucker!

Ich weiß gar nicht, was schneller herunter fällt, der teuflische Cupcake oder mein Gesicht. Jedenfalls springe ich wie der Blitz in meinen Schlitten und rase davon. Nix wie weg! Gegen 5:00 Uhr heute morgen komme ich am Autobahnkreuz Köln-West an. Wenig später erreiche ich meine Wohnung, wo ich gleich einen Topf auf den Herd stelle. 

(Weihnachtssirup)
250 g Zucker und ein paar Esslöffel Wasser hinein und heiß machen. Vorsichtig sein und aufpassen, weil der Zucker knallheiß ist. Nicht den Löffel ablecken, Kinder und Haustiere fernhalten.

Sobald der Zucker hellbraun wird, den Topf vom Herd ziehen und etwas abkühlen lassen. 300 ml Wasser aufgießen und dann wieder aufkochen. Von einer Bio-Orange mit dem Sparschäler etwas abschälen. Die Schale, ein paar Nelken, eine klein geschnittene Vanilleschote und eine halbe Zimtstange in den Sirup geben und alles kurz kochen lassen. Falls ein intensiveres Aroma gewünscht wird, kann man den Sirup auch 24 Stunden ziehen lassen, am nächsten Tag noch einmal aufkochen und dann in eine saubere Flasche füllen.

Der Weihnachtssirup verleiht allen Getränken und vielen Lebensmitteln einen unverwechselbaren Weihnachtsgeschmack. Gefällt mir persönlich in Rotwein, mit Rum, auf Vanillepudding und im Tee. Aber am besten mit Rum.



Liebes hundertachtziggrad° Team! Ich danke Euch sehr dafür, dass ich dieses Adventskalendertürchen füllen durfte. Es hat mir großen Spaß gemacht. Ich wünsche Euch und allen Euren Lesern noch einen schönen Advent und ein wunderbares Weihnachtsfest!


Sonntag, 15. Dezember 2013

Pastasciutta macht Plachutta - oder etwas ganz Anderes



Wer braucht schon für Schmorgerichte ein Rezept? - Also, in diesem Fall kam das Rezept gleich mit den Zutaten. Meine Eltern hatten Kalbsbäckchen erstanden und lieferten sie sogar frei Haus. Jippieh! Vier Stück, 1,075 kg, ursprünglich aus Belgien. Dazu gab es ein Rezept von Plachutta, verbunden mit der strikten Anweisung meines Vaters, auch ja dieses wunderbare Rezept zu verwenden.

Natürlich weiß Ewald Plachutta, wovon er schreibt, und so hielt ich mich ganz exakt an die Anweisungen des Großmeisters der Wiener Küche, - jedenfalls so ungefähr. Die Hälfte konnte ich beim ersten Lesen schon wegstreichen, denn es handelte sich um Geschmorte Kalbswangerln mit Zweigeltsaft und Pilzen.

Pilze schmecken gut und sind an sich keine schlechte Sache, wenn man sie verträgt. Bei mir ist das leider nicht der Fall. Zweigelt ist wahrscheinlich auch super, aber derzeit für mich unerreichbar. Und Kalbswangerln? Ich meine WANGERLN? Wer mich kennt, weiß, dass ich grundsätzlich so rede, wie mir die Schnüss gewachsen ist. So etwas wie Wangerln würde ich nie in den Mund nehmen. Also stand da nach meinem Verständnis:

Geschmorte Kalbswangerlnbäckchen mit ZweigeltRotweinsaft und Pilzen

Danach folgten wirklich nur noch ein paar ganz klitzekleine Änderungen. Eine davon hatte mit meiner Schmorpfanne zu tun. Wie im Originalrezept, brate ich Fleisch und Gemüse nach einander an. Doch meine Riesenpfanne mit Deckel passt leider nicht in den Backofen. Anders als Plachutta komme ich auch nicht mit 50 Minuten Garzeit aus, sondern meine Kalbsbäckchen brauchen deutlich länger. Nach zwei Stunden habe ich nicht mehr auf die Uhr gesehen. Die Bäckchen waren einfach irgendwann butterzart und ganz nebenbei hatte ich die Gnocchi gerollt. Der Rotweinsud (den ich anders als der Großmeister auch nicht mit Speisestärke gebunden habe) schmeckte schön fleischig und würzig, wie eben nur Saucen mit Kalbfleisch schmecken. Wenn mein Magen etwas stabiler wäre, hätte ich den Sud mit Butter gebunden, aber er schmeckt auch pur ganz köstlich.

Kalbsbäckchen im Rotweinsud

1 Zwiebel
1/4 Sellerieknolle
1 große Möhre
4 Knoblauchzwiebeln
Salz
Olivenöl
1 EL Tomatenmark
1/2 l Rotwein
1/2 l Gemüsebrühe
schwarzen Pfeffer
Thymian

Bitte nicht beachten: Oben drauf liegt ein Stück Kalbsbraten aus der Keule. Weiß auch nicht, wer das gegessen hat.

Mit Schmorgemüse muss man nicht gerade sparsam sein, finde ich.

Das Fleisch von allen Seiten in Olivenöl anbraten und dabei mit etwas Salz würzen. Das Fleisch aus der Pfanne nehmen.
Das Gemüse in kleine Würfel schneiden und mit Salz in Olivenöl bei mittlerer Hitze anbraten. Mit schwarzem Pfeffer würzen und das Tomatenmark kurz mit dem Gemüse rösten. Mit Brühe und Wein aufgießen und das Fleisch wieder in die Pfanne geben. Mit Thymian würzen und bei schwacher Hitze und geschlossenem Deckel ganz leicht simmern lassen, bis das Fleisch butterweich ist. Das dauert mindestens zwei Stunden, aber eher länger.

Wer es schafft, in dem betörenden Duft dieser Kalbsbäckchen nicht ohnmächtig zu werden, kann unterdessen ein paar Gnocchi herstellen.


Donnerstag, 28. November 2013

Der Wiedereinstieg

Die schönsten Teller mit Haferbrei und die köstlichsten Fotos von geriebenen Äpfeln wollte ich meinen Lesern gerne ersparen. deswegen habe ich auf das Bloggen meiner Mahlzeiten in den vergangenen zwei Wochen verzichtet. Es würde mir zwar nie im Leben einfallen, freiwillig zu fasten. Aber, wenn man dazu gezwungen wird, dann kann man auch nichts dagegen machen. Am Ende bestätigt sich mal wieder, was ich schon immer geahnt hatte, mieses oder mageres Essen macht miese Laune. Die Gedanken kreisen am Ende nur noch um das Eine.

Die erste Mahlzeit, die allererste richtige Mahlzeit, wird ganz konkret. Bei mir war es Kalbfleisch. Irgendwas mit Kalbfleisch wollte ich essen und nachdem ich eine ganze Tüte Haferflocken leer gefuttert und mir mit zahllosen Äpfeln die Finger wund gerieben hatte, stand felsenfest, dass es heute Mittag Geschnetzeltes mit Soße und Spinat geben würde.

Ich kaufte ein Schnitzel aus der Oberschale und musste mich sehr beherrschen, das Fleisch nicht gleich roh zu verputzen. Womöglich noch auf dem Parkplatz. Für das zarte Fleisch wäre dies immerhin die schonendste Methode, denn Hitze bekommt dem Kalbfleisch ganz und gar nicht. Es rächt sich für die miese Behandlung und wird zäh wie ein alter Schuh. Man sollte das Geschnetzelte also nur vorsichtig anbraten und auch zum Schluss nicht in der Sauce wild kochen lassen. Dann bleibt es schön zart. 

Kalbsgeschnetzeltes 
(2 Portionen)  1 Portion

1 Schalotte
Butter
Olivenöl
Salz
200 g Kalbsschnitzel
2 EL Weißwein
300 ml Gemüsebrühe
2 EL Crème fraîche
Pfeffer

Die Schalotte schälen und in sehr feine Würfel schneiden. In Butter und Olivenöl anschwitzen und mit Salz würzen. Das Kalbfleisch in sehr feine Streifen schneiden und zu den Schalottenwürfelchen in die Pfanne geben. Das Fleisch bei schwacher bis mittlerer Hitze von allen Seiten anbraten. Es soll nicht bräunen. Das Fleisch aus der Pfanne heben und den Weißwein sowie die Crème fraîche und die Gemüsebrühe in der Pfanne miteinander verrühren und nach Wunsch einkochen lassen. Mit schwarzem Pfeffer würzen. Das Fleisch zum Schluss wieder hinzufügen und in der Sauce erwärmen.

 Dazu gab es bei mir Spinat, ganz einfach, nur mit etwas Knoblauch in Brühe gekocht. Und Rösti aus gekochten Kartoffeln.

Donnerstag, 14. November 2013

Ein Blatz für die Gans für RTL



Vor ein paar Tagen durfte ich für die Sendung Punkt 12 bei RTL eine Martinsgans in den Ofen schieben. Die Einladung dazu kam recht kurzfristig. Obwohl mich Kameras nicht nervös machen, war ich doch einigermaßen aufgeregt in der kurzen Zeit, die mir blieb, um alles zu durchdenken.

Der Grund dafür war, dass die Zubereitung von Gänsebraten aus meiner Sicht immer ein bisschen heikel ist. Eine missratene Gans kann sehr zäh sein und ich wäre selbst unter Aufbietung meiner geballten schauspielerischen Fähigkeiten nicht in der Lage, das zu verschleiern. Außerdem hat man ja immer so einen kleinen Mann im Ohr, der ruft: Und wenn was schief geht...

Natürlich wäre es sicherer gewesen, die Gans über Nacht bei niedriger Temperatur zu garen. Das schied aber aus technischen wie aus logistischen Gründen aus. Als letzter Unsicherheitsfaktor blieb dann noch die Einkaufsquelle. So kurz vor Sankt Martin konnte ich nicht damit rechnen, beim Geflügelhof meiner Wahl noch ein schönes Tier zu bekommen. Für gewöhnlich haben die meisten Leute bereits lange im Voraus ihren Festtagsbraten vorbestellt. Also überließ ich den RTL-Leuten den Einkauf der Hauptzutat. Sie besorgten ein wunderschönes Prachtexemplar von 5 Kilo, von einem ausgezeichneten Hof in der Umgebung.

Die Gans war nicht besonders fett, sehr gut gerupft und ganz frisch. Im Inneren lagen die Organe in einem Beutel und zusätzlich gab es reichlich frische Kräuter. Glück gehabt! Bei so hervorragender Qualität kann eigentlich nicht mehr so wahnsinnig viel schief gehen.

Noch mehr Zuversicht machte sich breit, als kurze Zeit nach dem Schließen der Ofentür ein phantastischer Duft durch die Wohnung zog. Was so gut riecht, kann eigentlich nicht schlecht werden, oder? Am Ende zogen wir einen Vogel aus dem Rohr, der so knusprig war, dass ich es kaum glauben konnte. Der erste Anschnitt erfolgte vor der Kamera. Lotte, die Moderatorin, reichte mir ein schönes Stück aus der Gänsebrust, saftig und knusprig. - Puh, geschafft! Das war wirklich gelungen!

Der Beitrag ist jetzt online zu sehen, und zwar bei Punkt 12 und bei kochbar.de.

Die erste Frage, die danach auf Facebook gestellt wurde, galt dem Blatz /Platz, den ich in der Füllung verarbeitet habe. Dabei handelt es sich um süßes Brot, das man normalerweise bei jedem Bäcker kaufen kann. Für den Beitrag habe ich selbst gebackenen Blatz verwendet, und zwar nach diesem extrem einfachen Rezept:

Blatz

500 g Mehl
1 Würfel Hefe, 42 g
3 EL Zucker
1 TL Salz
60 g weiche Butter
250 ml handwarme Milch
1 Ei

Alle Zutaten miteinander zu einem glatten Teig verkneten, am besten mit einem Rührgerät. Den Teig zugedeckt eine halbe Stunde gehen lassen und dann noch einmal kurz kneten.
Eine Kastenform (30cm) mit Backpapier auskleiden. Den Teig zu einem länglichen Laib formen, in die Form legen und mit einem sauberen Tuch bedecken.

Nach etwa einer Stunde sollte der Teig bis zur Kante der Form aufgegangen sein.
Den Backofen auf 200° C vorheizen.
Die Oberfläche mit Wasser einpinseln und die Form mit dem Teig in den Ofen schieben.
Die Temperatur auf 180°C senken.
Nach 40 min. den Blatz aus der Form nehmen und weitere 10-15 Minuten ohne Form backen.

Freitag, 1. November 2013

Lecker essen in Köln - Für Anfänger und Fortgeschrittene


Köln ist gar nicht so schlecht. Gelegentlich neige ich dazu, die Kölner Gastroszene ein wenig zu pessimistisch zu betrachten. Doch ein Buch überzeugt mich jetzt vom Gegenteil: 111 mal lecker essen in Köln.

Torsten Goffin und Carsten Henn haben eine ziemlich abenteuerliche Mischung zusammengestellt, ein kulinarisches Abbild der Stadt sozusagen. Zwischen Traditionsbäckerei, kölscher Weetschaff und Sternetempel servieren sie feine Törtchen, scharfes Gulasch und deftigen Borschtsch.

Jede Adresse ist ihnen eine Seite Text und ein ganzseitiges Foto wert. Es handelt sich durchweg um Empfehlungen, nicht etwa um abgestufte Bewertungen nach einem Punktesystem. Da erzählen Goffin und Henn wirklich Interessantes über altbekannte Klassiker und überraschen mit Lokalen, von denen man immer dachte, dass es sie in Köln eigentlich geben sollte. Der Laden, an dem man auf dem Weg in die Stadt immer vorbeifährt ist also tagsüber ein Café und abends eine Bar? Was hat die Bratwurst mit Elefanten zu tun? Und da also ging der Franz mit dem Nieß hin? Für Kenner ist dieses Buch ebenso interessant wie für Neulinge, die gerade erst die Stadt erkunden.

Für mich ist dieses Buch ein echter Gewinn, nicht nur weil der Verlag mir ein Exemplar zur Verfügung gestellt hat. Torsten Goffin ist schon lange mein persönlicher Wegweiser durch die Kölner Fresslandschaft. Noch bevor wir uns persönlich kannten, bin ich seinen kulinarischen Tipps gefolgt und ich verlasse mich bis heute immer auf seine Empfehlungen. Daher bin ich überzeugt, dass auch andere ihre Freude daran haben werden. Ich habe gleich am Erscheinungstag ein weiteres Exemplar des Buches verschenkt und rate jedem, es ganz genau so zu machen!

Carsten Henn und Torsten Goffin
111 mal lecker essen in Köln
emons:
Link führt zum Verlag


Donnerstag, 24. Oktober 2013

Zufallsbekanntschaft


Gestern wiederentdeckt: Diese köstlichen Mango-Kokoskugeln waren mir neulich, auf der Anuga, zum ersten Mal begegnet. Im Vorbeigehen hatte ich an einem Messestand so ein Stückchen Konfekt stibitzt, - köstlich! 
Nun gab es ein Wiedersehen im Kölner Weltladen. Auf der Suche nach Merquén, dem sagenhaften Gewürz der Mapuche, blieb mein Blick bei den Süßwaren hängen. Das Konfekt besteht im Wesentlichen aus Mangos und Kokosnüssen, die von philippinischen Kleinbauern angebaut werden und die für ihre Produkte einen fairen Preis erhalten. Klar, dass ich gleich eine Packung gekauft habe.

Meine unbedingte Empfehlung lautet also, beim nächsten Stadtbummel in Köln mal von der Schildergasse an der Antoniterkirche vorbeizuspazieren und den freundlichen Weltladen anzuschauen. Merquén haben sie dort zwar bisher nicht, aber es gibt noch Mango-Kokos Bällchen!



Mittwoch, 9. Oktober 2013

Hungrig auf Chile



Chile war toll! Das wunderbare Essen, das erfrischende Quellwasser und die freundlichen Menschen haben mich sehr beeindruckt. Und das Beste daran ist, ich musste mich gar nicht auf eine lange Reise begeben. Chile hat einfach mal jede Menge Nüsse, Trockenfrüchte und Snacks im Gepäck verstaut und ist damit nach Köln gekommen.


Auf der Anuga durfte ich Giuliano Capelli erleben, der von 4000 Kilometers of Flavours and Products erzählt. Der charmante Starkoch switcht munter zwischen Englisch, Deutsch und Spanisch hin und her und verweist auf seine italienische Abstammung. Wie die meisten Chilenen stammt auch er von europäischen Einwanderern ab. Und, wie viele Chilenen, hat er einige Jahre in Deutschland verbracht. In dieser Zeit kochte Capelli für die chilenische Botschaft in Berlin. Mittlerweile steht sein Herd wieder in Santiago de Chile.

In Köln präsentierte der Südamerikaner mit leuchtenden Augen Produkte aus seiner Heimat in zwei Gängen. Zunächst kam Merquén zum Einsatz, ein Gewürz, das hauptsächlich aus aromatischen Chiliflocken besteht und von den Mapuche verwendet wird. Capelli würzte ein leckeres Stück gebratenen Lachs damit und setzte diesen auf einen Brei aus Quinoa, der genau wie ein Risotto zubereitet war.


Quinoa war für mich ebenfalls eine Überraschung, weil ich dieses Pseudogetreide noch nie gegessen hatte. Nun bin ich nicht nur sofort ein Fan von Quinoa geworden, sondern zugleich werde ich mich auch als Kennerin aufspielen müssen, da mir aufgefallen ist, dass der Name in unseren Breiten völlig falsch ausgesprochen wird. Meist ist es üblich, von [kin:oa] zu sprechen, während wir Insider ja künftig ['kinwa] sagen werden.


Beim zweiten Gang drehte sich alles um Walnüsse und Avokados. Dabei erfuhren wir am Rande, dass das Fruchtfleisch der Avokados auch ohne Kern und Schale, vakuumiert, in Kilopacks angeboten wird. Ebenso überraschend wie die Conveniencefrucht war für mich die Qualität der Walnüsse. Erst kürzlich hatte ich mich über Ware aus Chile geärgert, die offenbar zu lange gelagert worden war. Die chilenischen Walnüsse hingegen, die uns auf der Messe kredenzt wurden, waren erstklassig, - große Stücke und schönes nussiges Aroma. Mit Olivenöl, Räucherpaprika, Knoblauch und Parmesan wurde aus den beiden Hauptzutaten ein aromatisches Pesto, das Capelli auf frischen Nudeln mit knusprig gebratenem Serrano servierte.



Die appetitlich servierten Kostproben machten allerdings eher hungrig auf Chile, und so konnten wir es kaum abwarten, uns den Messeauftritt von ProChile anzusehen, um mehr über die Köstlichkeiten aus Südamerika zu erfahren. Das Exportförderungsbüro der chilenischen Regierung präsentierte seine Schätze auf einer einladend gestalteten Fläche.

Messeauftritt Anuga (Foto: Pro Chile)

Dabei kam Überraschendes zu Tage, wie die Tatsache, dass Chile zu den größten Produzenten von Lachs und Forellen weltweit gehört und dass wir in Deutschland schon jetzt unsere Trockenpflaumen hauptsächlich von dort beziehen.



Doch, um bei der Wahrheit zu bleiben, das Schönste an so einem Messebesuch ist natürlich das Probieren. Trockenfrüchte und Nüsse in Spitzenqualität begeistern mich grundsätzlich. Ganz besonders ragten aus den zahlreichen Kostproben die Jumbo Raisins hervor, weiße Weintrauben, die durch den Trocknungsprozess relativ wenig Wasser und Volumen verloren haben, deren Geschmack unbeschreiblich intensiv ist. Mindestens genauso begeisterten mich die getrockneten Beeren der Myrte, die gemischt mit Blaubeeren gereicht wurden.

Snacks aus getrockneten Äpfeln.


Preisgekröntes Mineralwasser in edlen Flaschen. Die chilenischen Quellen schneiden in internationalen Rankings hervorragend ab. (Fotos: ProChile)


Chile hat mich begeistert und überrascht. Wahrscheinlich werde ich künftig etwas aufmerksamer hinsehen, wenn mich Nachrichten aus diesem fernen Land erreichen oder wenn ich chilenische Lebensmittel im Handel entdecke. Zur Anuga wurde ich von ProChile eingeladen. Dafür bedanke ich mich sehr herzlich! Ebenso danke ich für den extrem angenehmen Kontakt bei Francisca Assan T. von ProChile, bei Louise Grams und Huberta von Roedern / Toc Agentur.


Foto: ProChile

Ebenso danke ich Maja / moey's kitchen, Maren / Rheintopf und Claus / Nur das gute Zeugs sowie Guliano Capelli für den höchst angenehmen Nachmittag!

Weitere Berichte dazu finden sich bereits hier (t.b.c.):

Chile! (Nur das gute Zeugs)

Von Griechenland nach Chile in 10 Minuten (Rheintopf)

Messebericht Anuga 2013 - bei Moey's Kitchen





Dienstag, 17. September 2013

Suses Take-5-Sandwich


Gleich wird man sich vermutlich fragen, wieso ich mich an dieser Sache beteilige, die eigentlich eine Herausforderung sein soll. Denn so besonders herausfordernd ist dieses Gericht nun wirklich nicht. Ehe ich es lange erkläre, die Antwort lautet ganz schlicht, weil ich Hunger hatte. Genau genommen hatte ich einen Riesenappetit auf eine Art Waldorfsalat mit Hokkaido, seit Tagen schon. Das habe ich mir so lecker vorgestellt, als ich neulich in der Küche stand und so vor mich hinschnippelte. Der Kürbis sollte roh sein und sich mit Apfel und Walnuss in einer frischen Joghurtmayonnaise verbinden. Die restlichen drei Zutaten könnte ich dann auch noch rasch dazu verarbeiten.



Anders als Suse habe ich allerdings keinen besonders üppigen Vorrat zur Zeit und muss für fast jede Mahlzeit extra einkaufen gehen, Hüfte kommt praktisch nie auf den Teller, was an der Macht der Gewohnheit liegt. Und dann das Problem mit den Nüssen. Die Walnüsse! Hier sind noch gar keine Walnüsse reif. Das bedeutet, dass ich jetzt leider welche aus Chile kaufen musste, ziemlich überteuert und von unfassbar mieser Qualität. Der einzige Trumpf, den ich zu bieten habe, ist wohl das Burgerbrötchen. Weil mir die gekauften Dinger nicht schmecken, habe ich gerade am Wochenende mal wieder selber welche gebacken und mir den Tiefkühler damit vollgepackt. Damit war dann auch irgendwie klar, was mit der Hüfte passieren würde.



Take 5° - Hüftsandwich mit Tomate und Parmesan, dazu Hokkaido-Waldorfsalat

Als Beilage habe ich eine große Kartoffel zu Kartoffelspalten verarbeitet. Dazu die Kartoffel waschen, schälen und in Spalten schneiden. In einer feuerfesten Form in Erdnussöl wenden und dann in den kalten Ofen schieben. Ein tiefgefrorenes Burgerbrötchen ebenfalls in den Ofen legen und dann auf 180° C schalten. Nach 11 Minuten das Brötchen rausnehmen und fest in eine saubere Plastiktüte einpacken. Die Kartoffelspalten  zwischendurch mal wenden und im Ofen lassen, bis sie goldbraun und gar sind. Erst unmittelbar vor dem Servieren salzen.

In der Zwischenzeit eine Mayonnaise anrühren: Eigelb mit Senf und Salz verrühren, Sonnenblumenöl erst tröpfchenweise, dann in dünnem Strahl unterrühren. Mit Zitronensaft, Weißweinessig, Salz und Cayenne, evtl. Knoblauch, abschmecken. Von der Mayo 2 Tl. wegnehmen und für das Sandwich aufbewahren. Die restliche Mayo mit cremigem Joghurt verrühren und süß-sauer abschmecken.

Ein Stück Hokkaido und einen kleinen Apfel in feine Stifte schneiden (oder über eine Röstireibe ziehen). Ein paar Walnüsse grob hacken. Kürbis, Apfel und Nüsse mit der Joghurtsauce mischen.

Eine gusseiserne Grillpfanne aufheizen. Das Fleisch von beiden Seiten mit Olivenöl bestreichen und in die heiße Pfanne legen. Grobes Meersalz darauf streuen. Das Fleisch einmal wenden, erneut mit Meersalz bestreuen und dann die Pfanne in den inzwischen ausgeschalteten Ofen stellen.

Das Burgerbrötchen aus der Tüte nehmen und aufschneiden. Die untere Hälfte mit Mayo bestreichen. Aus einer großen Fleischtomate (meine trägt übrigens den Namen Matias) eine dünne Scheibe herausschneiden und auf die Mayo legen.



Das Fleisch aus dem Ofen nehmen und in sehr dünne Streifen schneiden. Die Streifen auf die Tomate betten und schwarzen Pfeffer darüber geben. Parmesan mit einem Sparschäler in Flocken abziehen und auf das Fleisch geben. Den Deckel schließen und das Sandwich mit den Kartoffelspalten und dem Salat servieren.



Vielen Dank, liebes 180° Team, Ihr habt mal wieder eine lustige Idee gehabt und ich hatte einen Riesenappetit darauf. Den Salat verlangt allerdings nach einer Korrektur. Ich werde ihn demnächst noch einmal machen, wenn die hiesigen Walnüsse reif sind.



Montag, 16. September 2013

Mein Weg nach oben

Oder: Eine Reise in die höheren Lagen Graubündens


Graubünden hätte ich nie verlassen sollen. Eigentlich stand der Plan ziemlich schnell fest, dass ich nicht wieder abreisen würde. Rauf auf die Berge wollte ich, das Licht und die klare Luft genießen. Irgendwas würde mir schon einfallen, diesen Spaß nicht enden zu lassen, wenn ich nur erst dort wäre. Zuerst aber musste ich einmal hinkommen. Und dabei hatte ich mich auch noch ziemlich zu sputen. Um 13:58 Uhr sollte ein Sonderwagen der Rhätischen Bahn am Bahnhof von Chur auf mich warten. Das heißt, warten würde er vermutlich nicht, denn in der Schweiz pflegen die Bahnen pünktlich zu fahren. Um also ebenfalls pünktlich in der Bündner Metropole (34.000 Einwohner) am Bahnsteig zu stehen, reiste ich in die Schweiz mit dem Flugzeug und ließ mich angenehm erstklassig von der Schweizer Bahn nach Chur bringen. Graubünden. hatte mir zu diesem Zweck einen Swiss Pass für das Netz der SBB zur Verfügung gestellt.

Köln-Bonn Airport, ziemlich früh

In Chur klettere ich bei strahlendem Sonnenschein und brütender Hitze aus dem Zug und etwas später
treffe ich meine kleine Reisegruppe. Das Team von Graubünden, Franzi und Jeannine, nimmt uns herzlich in Empfang. Mit Petra / Foodfreak bin ich schon ab Zürich gemeinsam gereist und im Bahnhof lerne ich Ailine / Aicuisine und Henrik / WHUDAT kennen. Die weiteren sechs Mitreisenden haben jeweils paarweise die Teilnahme bei Facebook gewonnen.

Chur, Sommerwetter

Und dann startet das Fanevent auf die stilvolle Art: Im Piano Barwagen der Rhätischen Bahn begeben wir uns auf eine der spektakulärsten Bahnstrecken Europas. Während die Reisegruppe im gediegenen Ambiente des alten Pullmanwagens mit Pinot Blanc aus Fläsch auf eine schöne Reise anstößt, schraubt sich der Zug hinauf, auf die Berninastrecke.

Piano Bar RhB
Pinot Blanc aus der Bündner Herrschaft




Immer wieder halte ich den Kopf aus dem Fenster und genieße den Fahrtwind, während der Zug durch die unglaubliche Landschaft in die Höhe steigt. Auf 2.234 m.ü.M zieht der Lago Bianco an uns vorbei, riesengroß und in unwirklichem Südseeblau. Wenn die Scheiben des Luxuswagens nicht geöffnet wären, würde ich die Farbe wahrscheinlich für einen Trick halten.

Lago Bianco, Südsee mitten in den Alpen
Unser erstes Etappenziel erreichen wir nach fast drei Stunden Fahrt. Alp Grüm, eine Bahnstation auf 2.091 m.ü.M, die nicht mit dem Auto erreichbar ist.

Station Alp Grüm
Rund 100 Meter oberhalb der Station liegt unser Hotel. Obwohl ich ein bisschen fluche, weil ich den schweren Koffer schleppen muss, freue ich mich auf das, was mich erwartet.

Blick nach oben, von der Station zum Hotel

Auf dem letzten Stück vor dem Bergrestaurant Belvedere kommt mir Battesta Albin, der Wirt, entgegen und schnappt sich meinen Koffer.


Mit seiner Frau, Annamaria, hat Battesta hier oben etwas Einmaliges geschaffen. In vollkommener Abgeschiedenheit (das Haus ist mit dem Auto nur umständlich über einen alten Ziehweg erreichbar) bieten sie Gästen ein gemütliches Nest und anständige Bündner Kost. Die meisten Zimmer sind sehr einfach, aber einladend und sauber. Luxuriös wirkt dagegen die nach Arvenholz duftende Alpensuite, die sowohl ein komfortables Mehrbettzimmer mit Specksteinofen sein kann, als auch (mit hochgeklappten Wandbetten) ein freundlicher Seminarraum. Dass man sich im Belvedere die Duschen und WCs mit anderen Gästen teilen muss, empfinde ich nicht als Nachteil. Die Anlagen sind modern und sehr sauber.

Nachdem die Batterie meiner Kamera schon längst schlafen gegangen ist, zaubert Annamaria mit der netten Serviertochter leckere Capuns auf den Tisch. Die Krautwickel gelten als Bündner Nationalspeise und werden in jedem Haushalt ein bisschen anders zubereitet. Im Grunde handelt es sich um Spätzleteig, der mit Trockenfleisch (Landjäger, Salsiz, Schinken, Bündnerfleisch, je nach dem...) angereichert und in Schnittmangold eingewickelt wird. Meist werden die Röllchen dann in einer Mischung aus Brühe und Sahne im Ofen gebacken. - Sehr lecker! Danach folgt das ewige Mysterium der Schweizer Berggasthäuser. Immer wieder staune ich darüber, wie es den Schweizern nur gelingt, selbst in den entlegensten Höhenlagen der Alpen frischen Salat auf den Tisch zu bringen. Verstehen werde ich es wohl nie. Der Hauptgang ist üppig und schmeckt mir sehr gut. Zum Kalbsbraten gibt es Bramata (grobe Polenta) mit dicken Butterflocken und Rahmsauce. Dazu nehme ich ein ganz ausgezeichnetes Palü Bier. Annamaria ermuntert uns mehrfach, noch nachzunehmen, bevor sie den Nachtisch aufträgt, kleine Tässchen mit Schaum aus Zwetschen und etwas Rotwein.



In der Nacht vermisse ich die Geräusche. Das ganze Haus ist vollkommen still und von draußen hört man gar nichts. Das Fanevent Graubünden hat ganz groß angefangen. Ich bin gespannt, wie es am nächsten Tag weitergeht.

Aber das erzähle ich im nächsten Beitrag.
(...)

Henriks Geschichte über unsere Reise nach Graubünnden

Dienstag, 10. September 2013

Großartige Aussicht auf Graubünden



Pastasciutta war in den Alpen und hat Atemberaubendes erlebt. Bilderbuchschweiz, Spätsommer und Gruppenerfahrung. Mehl, das müde macht, Eisenbahnen, die Kurven zum Klettern brauchen, Töpfe, in denen nichts gekocht wird und eine Gondel, die Käse zum Schmelzen bringt...


Als Appetithäppchen zeige ich diese wunderbaren Fotos von Gian Andri Giovanoli, der uns auf unserer Reise begleitet hat. Die Bilder lassen sich durch Anklicken vergrößern.

Na, auf den Geschmack gekommen? - Die ganze Geschichte gibt es demnächst an dieser Stelle.

Bildmaterial in diesem Beitrrag von KMU Fotografie

Dienstag, 3. September 2013

Neun Jahre, und sie rührt noch immer!


Seit neun Jahren heißt es in Zorras Kochtopf "bitte umrühren!" Wie oft die Exilschweizerin in dieser Zeit tatsächlich im Kochtopf gerührt hat, weiß ich nicht. Vermutlich ließe sich das aber ganz einfach nachvollziehen, denn das Ergebnis sehen wir beinahe täglich in ihrem Blog. Auch wenn da nicht immer nur gerührt wird. Ziemlich oft wird ja auch grilliert, und sehr oft ist ein Poulet davon betroffen. Als Eidgenossen würden Zorra und der geheimnisvolle "Y" wohl die Schweizer Familien Feuerstelle vermissen, wenn sie nicht einen eigenen Grillplatz unter andalusischer Sonne eingerichtet hätten. Mindestens ebenso oft lässt Zorra auch in der Küchenmaschine etwas kneten, und zwar eine Vielzahl an herrlichen Broten, die sich fast alle auf die selbe großartige Universalanleitung zurückführen lassen. Und am Ende wird Zorra dann doch wieder ganz rührend, wenn sie ihr Gelateria Labor öffnet, in dem ihre Eiskreationen entstehen.

Aber nicht nur aus diesen Gründen können wir alle froh sein, dass Zorra damals, als eine der ersten überhaupt, auf die Idee gekommen ist, mit ihren täglichen Mahlzeiten ins deutschsprachige Netz zu gehen. Die Bloggerin der ersten Stunde hat mittlerweile auch unter den Hobbyköchen, Foodenthusiasten und Netzbewohnern eine Menge angerührt und angerichtet.

Mir kommt es immer so vor, als wäre Zorra die Mutter, die den ganzen Laden irgendwie zusammenhält. Obwohl sich kaum jemand so bescheiden im Hintergrund hält wie die Schweizerin, von der viele nicht einmal den richtigen Namen wissen, ist sie doch überall präsent. Ich bin froh, dass wir uns persönlich kennen und dass ích Zorra zu meinen Freunden zählen darf. Daher gratuliere ich von ganzem Herzen zum Bloggeburtstag und ich freue mich auf die nächsten neun Jahre. Wer weiß schon, wie unsere Bloggerwelt dann aussehen wird?

Zum Geburtstagstee bringe ich für Zorra ein paar kleine Chüechli mit, die einen leichten Bündner Zungenschlag haben. Ihr Aroma erhalten die kleinen Küchlein nämlich durch den Churer Röteli, einen ziemlich süßen Kirschlikör, den man im Bündnerland sehr gerne an kalten Winterabenden in unwissende deutsche Touristen füllt. Also, das habe ich mal so gehört, *räusper*.

Herzlichen Glückwunsch, liebe Zorra!


Röteli-Chüechli
für 12 Stück

125 g weiche Butter
125 g brauner Zucker (Vollrohrzucker)
1 Prise Salz
1 Prise Nelkenpulver
1 Prise Zimtpulver
3 Eier
200 g Mehl
1 geh. TL Backpulver
1 Glas abgetropfte Schattenmorellen, Abtropfgewicht 175 g
3 EL Saft von den Kirschen
2-3 EL Bündner Röteli (Kirschlikör)
Puderzucker zum Anrühren des Zuckerguss


Den Backofen auf 180° C vorheizen. Ein Muffinblech mit Papierförmchen auskleiden.
Butter mit Zucker schaumig schlagen, Salz und Gewürze hinzufügen.
Nach und nach die Eier in den Teig quirlen.
Das Mehl mit dem Backpulver mischen und in den Teig rühren.
Etwa 3 Esslöffel Saft von den Kirschen in den Teig rühren.
Den Teig gleichmäßig auf 12 Muffinförmchen aufteilen.
Auf jede Portion 4 bis 5 Kirschen geben und in den Teig drücken.
Das  gefüllte Muffinblech in den Ofen schieben. und etwa 30 bis 35 Minuten backen.
Die Chüechli zunächst in der Form leicht abkühlen lassen und dann auf ein Kuchengitter heben.
Einen Zuckerguss aus Röteli und Puderzucker anrühren. Den Zuckerguss auf die abgekühlten Kuchen streichen.


Samstag, 31. August 2013

Die Rolle der Schlaflosigkeit (Loempia insomnia)

Man sollte wirklich keine Foodblogs lesen. Jedenfalls dann nicht, wenn man gelegentlich auch noch mal an etwas anderes denken will, als nur ans Essen. Da berichtet zum Beispiel die großartige Missboulette ganz en passant davon wie sie einen einfachen Nudelsalat zusammenstellt, den sie in ähnlicher Form gerne in einem vietnamesischen Restaurant zu sich nimmt. Ihre Nachbauversion sieht atemberaubend aus und wird peinlich genau mit Bildern dokumentiert, als ob der Text allein nicht reichen würde, um mich um den Schlaf zu bringen. Die pikante Sauce, das knackige Gemüse, "etwas Fettiges"... Sofort muss ich an frischen Knoblauch und geriebenen Ingwer denken, an Chili und an Koriandergrün. Die Folge ist, dass ich an zwei aufeinanderfolgenden Tagen meine Version von diesem aufregenden Mix nachbaue und die Bilder auf Facebook zeige. Mit Linguine statt mit Reisnudeln, weil man es sich nicht immer so aussuchen kann. Doch auch in diesem Fall macht italienische Pasta glücklich.



Höchst zufrieden schwelge ich in den Aromen. Doch eine Sache geht mir nicht aus dem Sinn. Stand da nicht noch so eine kleine Schweinerei in dem Text? Von grob zerteilten Frühlingsrollen darin war doch die Rede, oder nicht? Wie soll ich je wieder schlafen können, wenn ich das nicht ausprobiere? 

Für die Frühlingsrollen wählte ich eine Teigvariante, die ich zwar gelegentlich schon ausprobiert habe, über deren wahres Rezept ich mir aber nicht ganz sicher sein kann, bis mein eigentlicher Rechner wieder hergestellt ist, denn der hat gerade mal Pause. Eigentlich hat es zwar funktioniert, allerdings hat der Teig auch kleine Risse bekommen, was so nicht vorkommen sollte. Ich denke, wenn man die Rollen in einer Pfanne brät, statt sie in einer Friteuse auszubacken, sollten sie sich nicht allzu sehr vollsaugen. Das zumindest hat bei mir ganz gut geklappt. 



Frühlingsrollen
ergibt 3 Stück

100 g Mehl mit 250 ml Wasser verrühren und 30 Minuten quellen lassen. Eine sehr große Pfanne mit guter Beschichtung auf mittlerer Stufe erhitzen und sehr dünn mit Erdnussöl einpinseln oder mit Hilfe eines Küchenpapiers ausfetten. Etwas Teig in die Pfanne gießen und fest werden lassen. Wenn der Rand sich hebt, kann der Fladen vorsichtig umgedreht werden. Dabei ist ein bisschen Geschick nötig, da der Teig dazu neigt, zu reißen und zu kleben.



Für die Füllung
3 Frühlingszwiebeln in hauchdünne Scheibchen schneiden, zwei Knoblauchzehen und ein kleines Stück Ingwer fein reiben. Alles mit etwa 100 g Rinderhack und etwas Salz vermischen und in Erdnussöl in einer beschichteten Pfanne anbraten. Eventuell mit Sojasauce abschmecken. Die Mischung soll beim Braten möglichst viel Feuchtigkeit verlieren.

Die Füllung auf einen Teigfladen geben und den Teig von unten sowie von den Seiten einklappen und dann von unten aufrollen. Den Schluss mit etwas Eiklar einpinseln. Die Frühlingsrollen in Erdnussöl frittieren oder braten.



Dazu schmeckt süße Chilisauce. Mit etwas Sambal oelek, Zucker, Wasser, Speisestärke, Limettensaft und einem Scheibchen Ingwer lassen sich fast unvorstellbare Mengen von dem Zeug herstellen. Einfach alle Zutaten, bis auf Wasser und Stärke, nach Geschmack mischen und aufkochen. Die Stärke mit Wasser verrühren und mit der Mischung zum Kochen bringen, - fertig!


Die Frühlingsrollen unbedingt aufgeschnitten und mit etwas Frischem, Knackigem servieren. In diesem Fall ist es ein kleines Salätchen aus fein geschnittenem Spitzkohl, geraspeltem Kohlrabi, Ingwer, Knoblauch, Chili und Reisessig. 


Nach dem Fototermin habe ich die Frühlingsrollenstücke selbstverständlich ihrem vorbestimmten Schicksal zugeführt und sie in einer großen Portion Nudeln mit Gemüse versenkt.


Donnerstag, 15. August 2013

Der leckere Sattmacher vom Nil



Ägyptisches Essen kann man in diesen Tagen kaum unbefangen zeigen. Dieses hier heißt Kuschari und ich sah es vor einiger Zeit mal in einem Reisebericht über das Land am Nil. Damals wusste ich sofort, dass ich die Mischung aus Hülsenfrüchten, Reis und Nudeln sehr mögen würde. Mich beeindruckte ganz besonders, mit welcher Begeisterung die Imbissbuden und Restaurants in Kairo wegen Kuschari aufgesucht werden. Offensichtlich lieben die Ägypter dieses Essen.

Doch zur Zeit ist das wohl alles belanglos. Das Land versinkt in Blut, Chaos und Gewalt. Folkloristische Betrachtungen über beliebte Speisen sind kaum angebracht. Dabei rückt Kuschari ins Blickfeld, was wichtig ist: Essen ist Nahrung, es soll vor allem satt machen. Fett, Eiweiß und Kohlehydrate zum günstigen Preis. Alle Ansprüche, die darüber hinaus gehen, sind Luxus. Es bleibt zu wünschen, dass Ägypten bald wieder zur Ruhe kommt und dass hoffentlich jeder genug zu essen hat.

Für mich ist das der Outtake für Pimpimellas Blog Event, das wie alle erstklassigen Blog Events bei Zorras 1x umrühren bitte aka Kochtopf stattfindet.

Blog-Event XC - Outtakes (Einsendeschluss 15. August 2013)

Ich habe Kuschari in einer sehr, sehr einfachen Variante gekocht, die mir wahnsinnig gut geschmeckt hat. Obwohl ich Reis und Linsen schon am Vortag gekocht habe, sah es in meiner Küche hinterher so ähnlich wie bei Robert (das heißt, noch wesentlich schlimmer!) aus. Das ist wohl der Grund, weshalb ich Kuschari jetzt für sehr lange Zeit nicht wieder essen werde.

Very Simple Kuschari 
Zunächst fängt alles mit vier Töpfen an:
Kichererbsen über Nacht quellen lassen, am nächsten Tag in Wasser kochen und dann abschütten.
Linsen in Wasser kochen, danach abschütten
Reis in Salzwasser quellen lassen. Ich habe Basmati genommen, typisch ist aber eher Rundkornreis, denke ich.
Suppennudeln in Salzwasser kochen.

Eine kleine Tomatensauce bereiten:
Knoblauch in feine Würfel schneiden und in etwas Olivenöl anschwitzen. Mit Tomatenpüree aufgießen.
Mit Salz, Cayenne, reichlich Kreuzkümmel und etwas Zimt würzen.

Knoblauchessig:
Knoblauchzehe reiben, mit Salz und Weinessig mischen.

Röstzwiebeln:
Zwiebel schälen und in feine Streifen schneiden. Mit etwas Salz langsam (bei schwacher Hitze) in Olivenöl braten, bis die Zwiebeln knusprig sind.

Das ganze Zeug aus den vier Töpfen kann man mischen und zusammen auf den Teller geben. Darüber kommt die Tomatensauce und zum Schluss wird alles mit den Röstzwiebeln gekrönt. Ein bisschen glatte Petersilie tut dem Ganzen übrigens unwahrscheinlich gut. Den Knoblauchessig über die fertig angerichtete Portion träufeln.


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