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San Marco liegt Castellabate zu Füßen. |
Gekocht habe ich dort tatsächlich. Was zum Beispiel? Der iranische Fahrer würde Tintenfisch mit Knoblauch und Tomaten machen, sagt er, ganz klar. Aber er hat noch nie welchen gegessen. Ich bin nicht sicher, ob ich das richtig verstehe. Wahrscheinlich bin ich nur noch ein willenloses Opfer meiner Müdigkeit. Seit ich in Frankfurt den ICE davonrauschen sah, während ich telefonierte, ist mir sowieso alles egal.
Das Glück war auf meiner Seite an dem Tag, als ich vom Food Camp Cilento erfuhr. Da wollte ich unbedingt hin, auch wenn ich keinen Schimmer hatte, worum es sich handelte. Leute aus dem Internet, die sich in Süditalien treffen, um irgendwas mit Essen zu machen. Florian Siepert hat sich alles ausgedacht und Genaueres erfahren wir später. Mehr wollte ich gar nicht wissen. Hauptsache, ich darf dabei sein. - Und nun?
Nun bin ich zurück aus dem Paradies und kann nicht sagen, was ich da erlebt habe. Noch immer denke ich, das gibt's doch gar nicht. So unglaublich gutes Essen, Menschen mit Leidenschaft und Lebensart und als Kulisse ringsum Italien. Das Cilento gibt sich alle Mühe, jedem Klischee von Bilderbuch-Italien zu entsprechen.
Dazu gehört, dass jeder Italiener einem in die Augen sieht und strahlt. Mach dann noch irgendwas mit Essen und Du hast wahlweise einen Freund gewonnen oder eine Diskussion am Hals. Mangiare ist hier einfach wahnsinnig wichtig. Beim Metzger gibt es das Acqua naturale geschenkt, weil wir gerade fünf Kilo Schweinebraten gekauft haben. An sich ist es ja schon ein Geschenk, in so einem winzigen Ort solches Fleisch kaufen zu können, saftig, schmackhaft und absolut schrumpffrei. Mehr will ich doch gar nicht, weder hier noch woanders.
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Foto: Daniela Haug |
Zu Diskussionen provoziert dann eher der 1,5 kg schwere Tintenfisch, der frisch aus dem Meer direkt in unserer Küche landet. Foodcamper haben ihn vor wenigen Augenblicken selber gefangen! Zum Glück durfte ich am Abend zuvor schon mit kleineren Tintenfischen üben, bevor Littlejamie gemeinsam mit mir das Tier zu Boden ringt. In Wirklichkeit ist der Kalmar bereits tot, auch wenn er uns mit seinen glänzenden silbrigen Augen anstarrt, als hätte er so eine Ahnung. Selbst nachdem der Kopf vom Mantel getrennt ist, saugen sich die Tentakel noch sehr effektvoll fest. Dann ist plötzlich alles schwarz. Unsere Hände, der Tintenfisch, sämtliche Messer und eigentlich alles ist in Sepiatinte getaucht. Man glaubt gar nicht, wieviel Tinte da drin ist! Einen Teil davon fangen wir auf und geben ihn dem Pasta Team, das daraus wunderbar schwarze Farfalle bereiten wird.
Wir beenden unsere Mission auf der zauberhaften Dachterrasse des Hotels. Dort steht die Grillplatte, auf der wir das Tier zubereiten. Der Hoteldirektor schaut mir skeptisch über die Schulter. Als sich herausstellt, dass der Tintenfisch wirklich nur mit Zitrone, Salz und Knoblauch gewürzt wird und keinesfalls mit Weißwein, muss der Meister den Ort des Frevels verlassen. Wahrscheinlich möchte er nicht unhöflich werden.
Wir begehen unseren letzten Food Camp Abend mit acht Gängen, die vorwiegend aus Pasta bestehen. Die Wehmut, diesen gesegneten Ort schon am nächsten Tag verlassen zu müssen, verführt mich zum Alkohol. Zum Glück ist reichlich Wein vorhanden und in der Nacht erreicht mich auch noch ein Glas mit venezolanischem Rum. Den Abschied von San Marco und vom Food Camp macht das nicht leichter.
Vielleicht erkläre ich an dieser Stelle später noch, was Food Camp eigentlich ist. Ich möchte nur nicht länger damit warten, mich zu bedanken. Bei Florian Siepert, der wie eine Mutter zu uns war und eigentlich den Nobelpreis für fabelhafte Ideen und Organisation verdient hat. Bei ausnahmslos allen Teilnehmern des Food Camps Cilento bedanke ich mich für ihre inspirierende Anwesenheit und ihre angenehme Gegenwart. Nie hätte ich für möglich gehalten, dass es mir Spaß machen könnte, mit so vielen Leuten gemeinsam zu kochen. - Ihr seid alle phantastisch! Besonders bedanke ich mich auch bei Stevan Paul, der auf so zauberhaft freundliche Art jeden unterstützt und motiviert, der an seiner Seite das Messer schwingt. DANKE EUCH ALLEN!
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Food Camp Cilento: 50 confierte Eigelbe, gefüllter Schweinebraten und eine Pasta-Party, von Paul Fritze
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Niemals würde ich mich ohne Littlejamie an einen Tintenfisch wagen! Hier ist ihr Bericht: È un universo tutto ancora da scoprire*