Bei Raclette und den damit verbundenen Kombinationen bin ich leicht neophob veranlagt. Im Laufe der Jahre hat sich eine Geschmackskombination als optimal herauskristallisiert, die nicht gestört werden darf. Zum Raclettekäse gehören immer Kartoffeln, Zwiebeln und Gurken. Das ist schonmal klar, das ist die Basis, sozusagen Stufe 1.
Während meiner Studentenzeit war ich mit genau einem Paar befreundet, das ein Raclettegerät besaß. Das war damals nicht so wie beim Perfekten Dinner, wo immer alle Studenten einen Kaffeevollautomaten und eine kompressorbetriebene Eismaschine in ihren Hochglanzküchen rumstehen haben. Nein, das war auch nicht kurz nach dem Krieg... Jedenfalls veranstalteten meine Freunde gerne und häufig sehr üppige Raclette-Abende. Dabei kam immer ein besonders kräftiges "Zaziki" = irgendwas mit extem viel Knoblauch auf den Tisch. Wir hatten damals wohl ein echtes Drogenproblem. Wäre Knoblauch illegal gewesen, hätten wir unser Studium im Knast absitzen müssen.
Von der Droge kam ich bis heute nicht los, und so gehört eine kräftig abgeschmeckte Knoblauchcreme noch immer zum einzig wahren Raclette. Das ist Stufe 2. Bei mir besteht sie aus Quark, cremigem Joghurt, Salz, einem Tröpfchen Olivenöl und reichlich geriebenem Knoblauch.
Die letzte unverzichtbare Zutat ist mein spezielles Raclettegewürz, das ich vor Großeinsätzen, wie etwa Silvester, gleich für die ganze Familie herstelle. Man sollte es nur nicht sehr lange aufbewahren, weil gemörserte Gewürze zu Schimmelbefall neigen. (Wer's nicht glaubt, - einfach mal gemörserten Pfeffer ein paar Tage rumstehen lassen!) In einem schweren Granitmörser zerreibe ich Kümmel, schwarzen Pfeffer und Meersalz. Diese Mischung vermenge ich mit Paprika und etwas Knoblauchpulver. Als Mischungsverhältnis schlage ich vor: 2 Teile Kümmel, 2 Teile Paprika, 2 Teile Salz, 1 Teil Pfeffer, 1 Teil Knoblauchpulver. Damit wäre Stufe 3 vollendet.
Pfannenraclette
Pro Person:
1 Portion Kartoffeln kochen
Währenddessen Knoblauchcreme zubereiten (siehe oben)
Kartoffeln abgießen, pellen und in Stücke schneiden. Kartoffeln in eine heiße, beschichtete Pfanne geben. Eventuell etwas Öl hinzufügen. 1 Zwiebel pellen, in Streifen schneiden und zu den Kartoffeln in die Pfanne geben.
Für jeden Esser die gewünschte Menge Raclettekäse in die Pfanne zu den Kartoffeln geben. Packung sagt 40 g, haha! Bei geringer Hitze langsam braten und ein paarmal wenden.
Die Raclettekartoffeln servieren, sobald sich eine knusprige Kruste gebildet hat. Dazu Gewürzgurken auf den Teller geben und Knoblauchcreme reichen. Alles mit Raclettegewürz bestreuen.
Kleines Zugeständnis an Leute, die immer noch mehr wollen: Dünne Scheiben vom Rinderfilet lehne ich nicht ganz ab. Sie braten ebenso gut auf dem Partygrill wie in der Pfanne auf dem Herd.